Tiere im Eistobel

Die Unterwasserjägerin

Auf den ersten Blick wirkt die Wasseramsel unscheinbar. Doch der kleine Vogel ist ein echter Überlebenskünstler, der sich perfekt an das Leben am Gebirgsbach angepasst hat. Ohne zu zögern steckt die Wasseramsel ihren Kopf ins Wasser und dreht mit ihrem Schnabel Steinchen um Steinchen um – immer auf der Suche nach Insektenlarven und anderen kleinen Wassertieren. Ist das Wasser tiefer, geht die Wasseramsel schwimmend und tauchend auf Nahrungssuche. Bis zu einer halben Minute kann der kleine Vogel unter Wasser bleiben – und dabei Strecken von mehr als zehn Metern zurücklegen.

 

Wasseramsel am Hausbach in Weiler

Der fliegende Edelstein

Der blaumetallisch schimmernde Eisvogel lässt sich am ehesten früh morgens oder spät abends im Eistobel beobachten. Dann jagt der seltene Schönling – im Rüttelflug oder von einer Ansitzwarte aus – im klaren Wasser der Oberen Argen nach kleinen Fischen. Er taucht dabei mit dem ganzen Körper ins Wasser ein und stößt mit seinem kräftigen Schnabel nach der Beute. Die Eisvogelpopulation unterliegt starken jährlichen Schwankungen: Strenge Winter und Hochwasserereignisse während der Brutzeit führen immer wieder zu starken Verlusten.

Größer ist keiner

Mit seinem mächtigen Schnabel ist der bussardgroße Kolkrabe eine eindrucksvolle Erscheinung. Der größte Singvogel der Erde ernährt sich zu einem großen Teil von Aas, jagt aber auch kleine Tiere und frisst Beeren und Früchte. Im Eistobel ist sein tiefer, weit tragender „grog“-Ruf immer wieder mal zu hören, zieht er hier doch regelmäßig seine Jungen auf. Die Paare bleiben ein Leben lang zusammen. Im Spätwinter zeigen sie eine akrobatische Flugbalz.

Zierliche Schönheit mit langem Schwanz

Die Gebirgsstelze ist von allen europäischen Stelzen am engsten an den Lebensraum Wasser gebunden. Sie bevorzugt naturnahe, schnell fließende Bäche und Flüsse, findet im Eistobel also ideale Lebensbedingungen. Auffallend ist der lange, beständig hin und her wippende Schwanz des kleinen Singvogels. Gebirgsstelzen bauen ihre Nester in Nähe des Wassers in Spalten, Nischen oder Felswände. In der Regel ziehen sie zwei Bruten pro Jahr auf.

Das Bergmandl

Der Alpensalamander liebt es kühl und feucht. Entsprechend wohl fühlt er sich in den Schluchtwäldern des Eistobels. Als typische Hochgebirgsart kommt er in Deutschland nur in den Alpen und am Alpenrand vor. Er wird deshalb auch „Bergmandl“ genannt. Tagsüber versteckt er sich meist unter Steinen, nachts jagt er Insekten, Würmer, Schnecken und Spinnen. Am Tag lässt er sich am besten nach Regenschauern beobachten: Dann schlüpfen die „Regenmännlein“, wie die Alpensalamander auch noch genannt werden, aus ihren Verstecken.

Pfeilschnelle Schwimmer

Die Bachforelle ist perfekt an das turbulente Leben in einem wild sprudelnden Gebirgsbach angepasst. Wie ein Torpedo kann sie durchs Wasser schießen und dabei Spitzengeschwindigkeiten von 35 Stundenkilometern erreichen. Das hilft ihr bei der Jagd. In jungen Jahren ernährt sie sich vor allem von Insektenlarven und anderen kleinen Wassertieren. Im Alter wird die Bachforelle zu einem geschickten Fischräuber, der Mühlkoppen, Bachschmerlen, Elritzen und kleineren Artgenossen nachstellt.

Bedrohter Scherenträger

Mit seinen breiten, großen Scheren ist der bis zu 25 Zentimeter große Fluss- oder Edelkrebs eine stattliche Erscheinung. Früher war diese imposante Krebsart in europäischen Gewässern weit verbreitet. Durch die Verbauung und Verschmutzung der Gewässer sowie durch die im 19. Jahrhundert eingeführte Krebspest, eine Pilzinfektion, sind die Bestände jedoch vielerorts drastisch zurückgegangen. Flusskrebse ernähren sich von Wasserpflanzen, Schnecken, Wasserinsekten, kleinen Fischen und Aas.

Leben unter Wasser

Wer einige größere Steine im Flussbett umdreht, traut seinen Augen kaum: Auf der Unterseite mancher Steine wimmelt es geradezu von Leben. Insektenlarven, Strudelwürmer und viele andere Wassertiere verbringen zum Teil mehrere Jahre im turbulenten Wasser der Oberen Argen. Dabei leben sie in der ständigen Gefahr, von der Strömung fortgerissen zu werden. Um das zu verhindern haben die Larven mancher Steinfliegen- und Eintagsfliegenarten einen extrem flachen Körper. So bieten sie der Strömung wenig Angriffsfläche. Köcherfliegenlarven beschweren sich mit einem robusten Häuschen aus kleinen Kieselsteinen, das sie zugleich vor Fressfeinden schützt.

Juwelen der Lüfte

Die Männchen der Blauflügel-Prachtlibellen tragen ihren Namen zu Recht: Mit ihren prachtvoll schillernden Körpern und den leuchtend blauschwarz gefärbten Flügeln sind sie eine echte Augenweide. Sie leben an schnell fließenden Bächen und kleinen Flüssen, an denen sich sonnige und schattige Bereiche abwechseln. Im Eistobel fliegen die Prachtlibellen von Mai bis August. Die Männchen besetzen Reviere und versuchen mit kunstvollen Balztänzen die weniger auffällig gefärbten Weibchen zu verführen.

Der Schönling des Waldes

Mit seinen metallisch blau schimmernden Flügeln zählt das Männchen des Großen Schillerfalters zu den größten Attraktionen unserer heimischen Schmetterlingsfauna. Die Farbe seiner Flügel wechselt oft im Sekundentakt: Der Blauschiller verändert sich je nach Einfallswinkel des Lichts. Große Schillerfalter leben in lichten Laub- und Schluchtwäldern mit Weidenbestand, den Futterpflanzen der Raupen. Erwachsene Tiere suchen keine Blüten auf. Dafür stehen sie auf Kot, Aas und Schweiß – also auf alles, was ordentlich stinkt!

Raupe des Mittleren Weinschwärmers im Eistobel
Raupe des Mittleren Weinschwärmers